Blog • 11. Dezember 2025 • von Toni Haupt

Die große KI-Blase und der Quantenkater, Teil 3-1: Nichts als Schall und Rauch

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Die harte Wahrheit in 30 Sekunden: Quantencomputer sollen die KI retten. Das eigentliche Problem? Die Hardware ist 10 bis 20 Jahre entfernt. Das sagt sogar der Nvidia-Chef. Danach sind die Quantenaktien um 40 Prozent abgestürzt.


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Die Software? Es gibt zwar Versuche, Quantencomputer für KI zu nutzen. Aber kein einziger hat bewiesen, dass er besser ist als ein normaler Computer. Null Vorteil, viel Hype.

Und die Idee, unser Gehirn sei ein Quantencomputer, auf der der ganze Hype basiert? Wissenschaftlich widerlegt. Tot. Das Gehirn ist zu warm, zu nass, zu laut. Quanteneffekte dort halten eine Billiardstel Sekunde. Zum Denken brauchst du Millisekunden. Passt nicht.

Was heißt das? Hunderte Milliarden an Investitionen werden verpuffen. Und die Milliardäre steigen natürlich rechtzeitig aus.

Willkommen zum großen Finale.

Der Hardware-Albtraum

Einen funktionierenden, universellen Quantencomputer zu bauen ist die Hölle auf Erden.

Dr. Mithuna Yoganathan, mathematische Physikerin aus Cambridge, hat einen geilen YouTube-Kanal namens "Looking Glass Universe". Die hat 2025 ein Video veröffentlicht: "Why I Left Quantum Computing Research". Was sie da erzählt, ist schlichtweg vernichtend.

Die Algorithmen stagnieren seit 1994. Seit 30 Jahren. Die Hardware wird besser, ja. Aber die Software, die Programme, die auf diesen Dingern laufen sollen: da tut sich fast nichts.

Wie lange brauchen wir noch? Die Experten streiten sich. Das Global Risk Institute hat 2024 eine Umfrage unter 32 Experten gemacht. Die sagen: 5 bis 15 Jahre. Professor Andrea Morello von der University of New South Wales sagt: mindestens 10 Jahre, bis ein Gerät unsere heutige Verschlüsselung knacken kann.

Aber wisst ihr, wer die Party so richtig gecrasht hat?

Jensen Huang. Der Chef von Nvidia. Das sind die, die die Grafikkarten bauen, mit denen der ganze KI-Hype überhaupt erst möglich wurde. Der hat im Januar 2025 gesagt: 15 bis 30 Jahre für praktische Quantencomputer.

Was ist daraufhin passiert? Die Quantenaktien sind abgestürzt wie ein besoffener Fallschirmspringer. IonQ, eine der gehyptesten Quantenfirmen: minus 39 Prozent. Rigetti, auch so ein Liebling der Investoren: minus 45 Prozent. An einem Tag. Weil einer die Wahrheit gesagt hat.

Das ist so, als würdest du heute Tickets bei Elon Musk kaufen für eine Marskolonie im Jahr 2030. Haus mit Meerblick und Zimmerservice. Völlig utopisch.

Das Dekohärenz-Problem

Klingt kompliziert, ist aber eigentlich simpel.

Stellt euch vor, ihr habt einen Würfel, der gleichzeitig alle Zahlen von 1 bis 6 zeigen kann. Das ist ein Qubit in Superposition. Alles gleichzeitig. Das ist die Magie, die Quantencomputer so mächtig machen soll.

Dekohärenz bedeutet: Sobald irgendetwas diesen Würfel auch nur anschaut, ein Luftmolekül, eine winzige Vibration, ein Photon, fällt er um und zeigt nur noch eine Zahl. Die Magie ist weg. Puff. Verschwunden.

Diese Qubits sind so empfindlich, dass sie bei der kleinsten Störung zusammenbrechen. Die kleinste Erschütterung, die geringste Temperaturschwankung, ein falscher Blick und die ganze Quantenmagie ist futsch.

Deshalb müssen die Dinger auf minus 273 Grad Celsius gekühlt werden. Das ist kälter als im Weltall.

Einen Quantencomputer zu bauen ist für mich so, als würde ich versuchen, einen Pudding an die Wand zu nageln. Bei minus 273 Grad. Im Dunkeln. Mit verbundenen Augen. Während jemand im Keller Techno spielt und der Nachbar über mir seine Schlagzeugsession abzieht.

Die Fortschritte und warum sie nicht reichen

Ihr werdet jetzt vielleicht sagen: Aber hey, Moment mal, da gibt es doch Fortschritte. Stimmt. Aber schauen wir uns die mal an.

Google hat im Dezember 2024 ihren Willow-Chip vorgestellt. 105 Qubits. Klingt nach viel, oder?

IBM hat ihren neuesten Chip und der macht weniger als einen Fehler pro 1000 Rechenschritte. Das klingt gut. Aber stellt euch mal vor, ihr habt einen Taschenrechner und der würde bei jeder tausendsten Berechnung einen Fehler machen. Bei einer Steuererklärung seid ihr richtig am Arsch.

Quantinuum, die Firma, die mit 10 Milliarden bewertet wurde, obwohl sie noch gar keinen Profit macht: Die haben einen Chip, der 99,99 Prozent genau arbeitet. Das heißt, von 10.000 Rechenschritten geht einer schief. Besser, aber immer noch nicht gut genug für ernsthafte Anwendungen.

Jetzt der Realitätscheck. Um die Verschlüsselung zu knacken, die eure Bankdaten, eure E-Mails, eure WhatsApp-Nachrichten schützt: Diese Verschlüsselung heißt RSA und basiert darauf, dass es verdammt schwer ist, riesige Zahlen in ihre Einzelteile zu zerlegen. Dafür braucht man ungefähr eine Million Qubits.

Wir haben 105.

Das ist so, als würdest du einen Meter laufen und dann der Meinung sein, jetzt bin ich bereit für einen Marathon. Auf dem Mond. Rückwärts.

Das Software-Desaster

Die Hardware kriegen wir irgendwie hin. Frage von Zeit und sehr viel Geld. Das eigentliche Desaster ist die Software.

Das Messproblem. Erinnert ihr euch an die Superposition? Sobald man ein Qubit ausliest, um ein Ergebnis zu bekommen, kollabiert sie. Angucken, zack, weg. Es entscheidet sich für 0 oder 1 und wird zu einem stinknormalen Bit. Die ganze exponentielle Power ist futsch.

Mithuna Yoganathan erklärt das so: Beim Auslesen bekommt man nur ein zufälliges Ergebnis, alle anderen Möglichkeiten verschwinden.

Das ist so: Du hast eine Lottokugel, die gleichzeitig alle Zahlen enthält. Aber sobald du hinschaust, zeigt sie nur noch eine. Und du weißt nicht mal, ob es die richtige ist.

Das Algorithmenproblem. Um die Probleme zu lösen, braucht man spezielle Quantenalgorithmen. Das sind keine normalen Programme. Das sind mathematische Tricks, die so clever sind, dass sie die Quantenwellen manipulieren, damit am Ende, wenn man misst, die richtige Antwort mit hoher Wahrscheinlichkeit übrig bleibt.

Wahrscheinlichkeit. Wahrscheinlich.

Das Problem: Leute zu finden, die solche Algorithmen schreiben können, ist so selten, dass die wahrscheinlich auf einem Einhorn zur Arbeit reiten.

Shor-Algorithmus. Der kann große Zahlen in ihre Bausteine zerlegen. Wichtig, weil die ganze Verschlüsselung im Internet darauf basiert, dass das für normale Computer praktisch unmöglich ist. Shor könnte das theoretisch. Aber er braucht eine Million Qubits. Wir haben 105. Theoretisch bedrohlich, praktisch ein Witz.

Grover-Algorithmus. Der durchsucht Datenbanken. Stellt euch vor, ihr sucht eine Nadel im Heuhaufen. Ein normaler Computer muss jeden Strohhalm einzeln prüfen. Grover kann das in einem Bruchteil der Zeit. Statt einer Million Versuche nur 1000.

Klingt gut, oder? Aber hier ist der Haken: Der ganze Aufwand, die Daten in den Quantencomputer zu bekommen und wieder rauszuholen, frisst den Vorteil oft komplett auf. Wie ein Sportwagen, der so viel Sprit verbraucht, dass er am Ende liegen bleibt und vom Fahrradfahrer überholt wird.

VQE. Variational Quantum Eigensolver. Geiles Wort. Würde ich in mein Repertoire aufnehmen, wenn ich mal irgendwo posen möchte. Aber keine Sorge, ihr müsst euch das nicht merken. Das Ding simuliert Moleküle. Gut für Pharmaforschung. Vielleicht. Wenn es mal funktioniert.

Das sind unsere drei Top-Kandidaten. Der Rest ist entweder zu speziell oder funktioniert nicht richtig.

Weiter geht's in Teil 3-2.


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Autor
Toni Haupt
Veröffentlicht
11. Dezember 2025
Lesezeit
ca. 5 Min.

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