Blog • 11. Dezember 2025 • von Toni Haupt
Die große KI-Blase und der Quantenkater, Teil 3-2: Der Todesstoß
Blog • 11. Dezember 2025 • von Toni Haupt
Die große KI-Blase und der Quantenkater, Teil 3-2: Der Todesstoß

Für mich ist das der Todesstoß für den ganzen KI-Hype. Quantencomputer für künstliche Intelligenz zu nutzen: Die haben schicke Namen wie Quantum Neural Networks oder Variational Quantum Circuits. Das sind im Grunde Versuche, die Struktur eines künstlichen Gehirns, also das, was ChatGPT antreibt, auf einen Quantencomputer zu übertragen.
Die existieren auf dem Papier. In Labors. Als Prototypen.
Aber es gibt keinen bewiesenen praktischen Vorteil gegenüber normalen Computern. Null. Nada. Niente.
Ein wissenschaftliches Paper von November 2025, also diesem Jahr, fasst es so zusammen: Klassische Computer bleiben für die große Mehrheit der Probleme weit überlegen.
Das Barren Plateau Problem
Und es kommt noch besser. Forscher haben 2025 ein Paradox entdeckt, das das ganze Konzept in Frage stellt.
Das Problem: Wenn ein Quantennetzwerk trainiert, also wenn man ihm beibringt, Muster zu erkennen, dann verschwinden die Signale, die dem Netzwerk sagen, in welche Richtung es lernen soll. Die Fachleute nennen das Barren Plateau.
Stellt euch vor, ihr wandert durch die Wüste und sucht den Weg zum Meer. Aber die Wüste ist so flach, dass ihr nicht wisst, in welche Richtung ihr gehen müsst. Ihr seht nichts. Null Orientierung.
Jetzt kommt der Witz: Die Techniken, die man braucht, um dieses Problem zu lösen, machen die Quantencomputer oft so einfach, dass man sie mit einem normalen Computer simulieren kann.
Der Quantenvorteil verschwindet genau in dem Moment, in dem man ihn brauchbar macht.
Das Sahnehäubchen: Ewin Tang
Eine junge Forscherin namens Ewin Tang hat gezeigt, dass viele dieser angeblichen Quantenwunder auch mit normalen Computern gehen. Sie hat klassische Algorithmen geschrieben, die genauso gut sind.
Empfehlungssysteme, also das, was Netflix benutzt, um euch Filme vorzuschlagen? Geht auch ohne Quanten. Mustererkennung in Daten? Geht auch ohne Quanten.
Die ganzen Versprechen: heiße Luft.
Das ist so, als kaufst du dir einen Formel-1-Motor, benutzt ihn als Briefbeschwerer, und wenn du dann versuchst, das Ding einzubauen und anzumachen, fällt es einfach auseinander. Aber hey, lass uns Milliarden weiter reinpumpen. Wird schon gut werden, oder?
Der letzte Nagel im Sarg: Das Quantengehirn ist tot
Damit bricht das ganze Kartenhaus zusammen. Die ursprüngliche Idee, die den ganzen Quanten-KI-Hype überhaupt erst losgetreten hat: Die Behauptung, unser Gehirn sei ein Quantencomputer.
Diese Theorie ist wissenschaftlich so gut wie tot.
Max Tegmark, Professor am MIT, hat schon im Jahr 2000 eine Berechnung gemacht. Die ist vernichtend.
Das Argument der Quantengehirn-Leute: Unser Bewusstsein entsteht durch Quanteneffekte in winzigen Strukturen in unseren Gehirnzellen. Klingt erstmal nicht völlig verrückt, oder?
Tegmark hat nachgerechnet. Wie lange halten die Quanteneffekte im Gehirn? Die Antwort: eine Billiardstel Sekunde. So kurz, da blinzelt ihr nicht mal. Da zuckt kein Nerv. Da passiert nichts im Gehirn, was auch nur entfernt mit Denken zu tun hat.
Stellt euch vor, ihr wollt ein Gespräch führen. Aber jedes Mal, wenn ihr den Mund aufmacht, verschwindet der Ton nach einer Milliardstel Sekunde. Bevor ihr auch nur "Hallo" sagen könnt, ist alles weg.
So schnell kollabieren die Quanteneffekte im Gehirn. 10 Milliarden bis 10 Billionen Mal zu schnell für irgendetwas Nützliches.
Das Gran Sasso Experiment
2022 gab es ein Experiment in Italien. Das physikalische Modell hinter der Quantengehirn-Theorie wurde getestet. Tief unter der Erde im Gran Sasso Labor. 1400 Meter unter einem Berg, damit man sämtliche Störungen abschalten konnte.
Was haben die gesucht? Wenn die Theorie stimmt, müssten Teilchen eine bestimmte Art von Strahlung aussenden. Eine Art Fingerabdruck der Quanteneffekte.
Sie haben mit hochempfindlichen Detektoren gesucht. Und ratet mal, was sie gefunden haben.
Nichts. Null. Nada. Das Modell ist damit widerlegt.
Aber es gibt doch Quanteneffekte in der Biologie?
Stimmt. In Pflanzen zum Beispiel, bei der Fotosynthese, gibt es kurze Quanteneffekte. Für etwa 400 Femtosekunden.
Wie lang ist eine Femtosekunde? Stellt euch vor, eine Sekunde ist so lang wie die Zeit seit dem Urknall, also 13,8 Milliarden Jahre. Dann ist eine Femtosekunde ungefähr drei Minuten.
Das reicht, um ein bisschen Energie zu transportieren. Aber nicht um zu denken. Nicht mal um zu blinzeln.
Fazit: Das Gehirn ist mit 37 Grad Celsius einfach zu warm, zu nass und zu chaotisch für die Art von Quanteneffekten, die man für ein Quantenbewusstsein bräuchte. Kurze Blitze gibt es, ja. Aber einen Quantencomputer im Kopf? Vergesst es.
Unser Gehirn ist ein nasser biologischer Rechner, kein Quantencomputer.
Die ganze Bewegung basiert auf einer Annahme, die so viel wissenschaftlichen Halt hat wie ein nasser Seifenspender auf einer schiefen Ebene beim Erdbeben im Gewitter. Aber das ist egal. Die Fehlinformation ist da draußen, sie macht Party und die Tech-Bros verkaufen Eintrittskarten.
Die Skeptiker werden lauter
Dr. Mikhail Dyakonov, Physiker von der Universität Montpellier, hat einen vernichtenden Artikel geschrieben: "The Case Against Quantum Computing". Seine Kernaussage: Praktische Quantencomputer werden in absehbarer Zukunft nicht gebaut, wegen unüberwindbarer physikalischer und ingenieurtechnischer Barrieren.
Der Mann sagt: Es geht nicht. Punkt.
Gil Kalai, Mathematiker von der Hebräischen Universität in Jerusalem, zerlegt Googles Behauptungen systematisch.
Zur Erinnerung: Google hat 2019 behauptet, sie hätten Quantum Supremacy erreicht. Also bewiesen, dass ihr Quantencomputer etwas kann, was kein normaler Computer kann. Sie sagten: Wir haben eine Berechnung in 200 Sekunden geschafft, für die der beste Supercomputer der Welt 10.000 Jahre bräuchte.
Klingt beeindruckend, oder?
IBM hat widersprochen. Mit einem besseren Algorithmus, einem clevereren Programm, schafft ein normaler Supercomputer das in 2,5 Tagen. Nicht 10.000 Jahre. 2,5 Tage.
Googles großer Durchbruch war vor allem gutes Marketing.
Der Quantenwinter kommt
Das Forschungsinstitut Hyperion Research hat 2025 eine Umfrage unter Branchenexperten gemacht. 48 Prozent, also die Hälfte, sehen eine Chance für einen Quantenwinter.
Was heißt Quantenwinter? Mehr als 25 Prozent weniger Investitionen über mehr als 3 Jahre. Ein Einfrieren der ganzen Branche.
Die Hälfte der Insider glaubt, dass die Party bald vorbei ist. Die wissen das schon. Nur wir wahrscheinlich noch nicht.
Der Fall D-Wave
D-Wave behauptet seit Jahren, sie hätten einen funktionierenden Quantencomputer. Den kann man sogar kaufen.
Die Realität: Die benutzen eine andere Technologie, sogenanntes Quantum Annealing. Das ist wie der Unterschied zwischen einem Taschenrechner und einem richtigen Computer. Der Taschenrechner kann eine Sache rechnen, aber keine Spiele spielen, keine E-Mails schreiben, keine Videos abspielen.
D-Waves Maschine ist ein sehr teurer, sehr komplizierter Taschenrechner. Kein universeller Computer.
D-Waves Quartalsumsatz: 3,7 Millionen Dollar. Bei einer Bewertung von über 1 Milliarde. Das ist so, als würde ein Restaurant pro Quartal 3 Pizzen verkaufen und dafür als Weltkonzern bewertet werden.
Und die Insider, die Leute, die bei D-Wave arbeiten und Aktien besitzen: Die haben Ende 2025 Aktien im Wert von 6,71 Millionen Dollar verkauft. Für wie viel haben sie gekauft? 1.790 Dollar. Ein Verhältnis von fast 4.000 zu 1.
Die eigenen Leute glauben nicht dran. Die rennen weg. Aber sie wollen, dass ihr kauft.
Was bleibt am Ende?
Die Tech-Elite und ihre Finanziers wissen: Die KI-Blase wird platzen. Also blasen sie die Quantenblase auf, um den Knall zu verzögern. Sie schichten das Geld von der einen Fantasie in die nächste, in der Hoffnung, dass sie ihr eigenes Geld rechtzeitig rausziehen können, bevor alles zusammenbricht.
Und was bleibt für uns? Hunderte von Milliarden Dollar, die man für wirklich sinnvolle Dinge hätte ausgeben können: faire Löhne, Bildung, Kampf gegen den Klimawandel. Die werden verpufft sein. In einem Meer aus haltloser Spekulation. Und wir werden praktisch nichts dafür vorweisen können.
Wie bei der Dotcom-Blase. Um die Jahrtausendwende wurden Internetfirmen gegründet, die nichts als eine Webseite und ein Logo hatten, und wurden mit Milliarden bewertet. Dann kam der Crash. Der Nasdaq hat 15 Jahre gebraucht, um sich zu erholen. 15 Jahre. Erst 2015 war er wieder da, wo er im Jahr 2000 war.
Oder die NFT-Blase, die sich nie erholt hat. Justin Biebers gelangweilter Affe grüßt mit 95 Prozent Wertverlust.
Am Ende des Tages: erbärmlich, traurig und es wird uns allen schaden. Allen außer denen ganz oben.
Denn die Milliardäre, die das alles angezettelt haben, werden schon längst ihr Geld aus dem System gezogen haben, bevor es endgültig den Bach runtergeht. Und die Shortseller und Value-Investoren, die auf den Crash gewettet haben, machen das Gleiche.
Dann sitzen sie auf ihrer Yacht, irgendwo in der Karibik, schlürfen ihren Champagner und lachen sich kaputt.
Über uns.
In diesem Sinne: Prost. Bleibt wach.
Artikel Details
- Autor
- Toni Haupt
- Veröffentlicht
- 11. Dezember 2025
- Lesezeit
- ca. 5 Min.


